Zu Wasser um Oberndorf …

Die Oste – linker Nebenfluss der Elbe – war für die hier lebenden Menschen immer Grenzfluss und verbindender Verkehrsweg zugleich.

Durch den großen Brand in Hamburg 1842 begann eine Blütezeit der vielen Ziegeleien der Ostemarsch. Ziegel wurden vorwiegend auf dem Wasserweg mit Elbe-Ewern mit bis zu 150t Ladungsvermögen versandt.

Rund 12.000 ein- und ausfahrende Schiffe, darunter 312 Dampfschiffsfahrten, passierten 1889 die Ostemündung. Meist wurde gesegelt, aber auch die Gezeitenströmungen wurden zur Schiffsbewegung genutzt. (Quelle: Detlev Luckmann, Prahmfähre über die Oste, 1985)

Die Fähre

Die Oberndorfer Gierfähre bewegte sich allein durch Muskelkraft und die Strömung der Oste. Ein 110 m langes Stahlseil war an beiden Uferseiten in den Deichlücken befestigt. Es lag normalerweise auf dem Flussboden, so dass Schiffe ungehindert darüber fahren konnten.

Bei Betrieb lief das Seil über unterschiedliche Rollen an der Bordwand der Fähre, die der Strömung zugewandt war. Durch das Umlegen des Seiles in diesen Rollen konnte die Fähre ihre Lage in der Strömung ändern. Denn um die Kraft der Strömung zu nutzen, musste die Fähre in der gewünschten Fahrtrichtung leicht gegen die Strömung gedreht werden. Der Druck des anströmenden Wassers drängte sie dann an das andere Ufer. Zwischen Ebbe und Flut – wenn das Wasser ganz still stand – wurde die Fähre komplett gedreht.

Hol över!

Der Oberndorfer Fährbetrieb bestand wahrscheinlich seit ca. 1500. Die »Gutsherrenschaft« über die Fähre besaß bis 1865 die Kirche zu Ottersberg, die einen Anteil des Fährgeldes forderte.

Das Fährrecht war Familieneigentum und wurde vererbt. Die letzten Oberndorfer Fähr-Familien waren Heinsohn – von Borstel – von See – Jarck. Die letzten Fährmänner Willi Offermann, Richard Dede, Fritz Wittenberg, Peter Hochmuth, Georg Alf und Friedrich Schildt arbeiteten für die Fährbesitzer Friedrich Wilhelm und Lore Jarck.

Der Bau der Oste-Brücken machte das Fährgeschaft immer weniger lukrativ. Mit dem Bau der Oberndorfer Klappbrücke gab Familie Jarck das anstrengende und nicht ungefährliche Fährgeschaft auf. Am 8. Mai 1977 setzte die Fähre zum letzten mal über die Oste.